Kinder stehen hintereinander in einer Reihe und halten leere Schalen in den Händen
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Interview mit ADRA-Ernährungsexpertin über den Hunger in der Welt

„Es wird nicht an den Menschen vor Ort scheitern“

Hunger – wir alle kennen das. Doch im Gegensatz zu uns hier in Deutschland kann Hunger und Unterernährung für Menschen in armen Ländern lebensbedrohlich werden. Dann nämlich, wenn der Hunger über einen längeren Zeitraum nicht oder kaum noch gestillt wird. Juliane Chiroiu arbeitet bei ADRA als Expertin für Gesundheit und Ernährung. Mit ihr haben wir darüber gesprochen, warum immer noch so viele Menschen auf der Welt Hunger leiden müssen und mit welchen Ansätzen ADRA daran arbeitet, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Juliane Chiroiu arbeitet bei ADRA als Expertin für Gesundheit und Ernährung

1.

Was sind aus deiner Sicht die größten Hürden, um den Hunger in den Projektregionen nachhaltig zu bekämpfen?

Leider werden die Hürden und Probleme in Bezug auf Hunger und Ernährung immer komplexer. Quantität und Qualität von Nahrungsmitteln gehen nicht nur durch die Folgen des Klimawandels verloren. Durch Kriege werden Menschen vertrieben oder müssen flüchten und haben dann oft nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu Lebensmitteln. Gerade steigen die Preise für Nahrungsmittel überall auf der Welt und das spüren vor allem die Menschen im globalen Süden, die oftmals von Importen aus dem Ausland abhängig sind. Im Moment schauen wir mit großer Sorge auf die Ernährungssituation in den Projektregionen, in denen wir tätig sind.

2.

An welchen Punkten setzt ADRA ganz konkret in der Projektarbeit an, um das Hungerproblem in den Griff zu bekommen?

Einer der Schwerpunkte von ADRAs Arbeit ist die Unterstützung von Kleinbäuerinnen und -bauern in der nachhaltigen Landwirtschaft. In verschiedenen Regionen von Laos haben wir z. B. mit Unterstützung des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) moderne Anbau- und Viehhaltungsmethoden gemeinsam mit den Menschen vor Ort etabliert. Diese tragen zum einen dazu bei, dass die Menschen besser mit den neuen Klimaherausforderungen zurechtkommen. Zum anderen wird darauf geachtet, dass der Natur nicht geschadet wird, dass also regenerative Methoden genutzt werden. In Kooperativen vernetzen sich die Bäuerinnen und Bauern nun und tauschen sich über Erfolge und Herausforderungen aus.   

Neben der nachhaltigen Landwirtschaft versuchen wir immer auch Aspekte für gesunde Ernährung mit einfließen zu lassen, indem zum Beispiel Informationen über Mutter-Kind Ernährung bzw. gesunde Ernährung im Allgemeinen praktisch vermittelt werden.  

3.

Wie können die Familien in den Projektregionen selbst dazu beitragen, ihre Lage bzgl. Ernährung zu verbessern?

Trotz der schwierigen Lage in vielen Ländern versuchen wir zusammen mit den Menschen vor Ort nachhaltige Lösungen zu finden, die zu ihnen passen. Dabei bringen wir nicht „unsere Lösungen“ von außen mit, sondern bauen auf dem Wissen auf, das die Menschen bereits haben. Wir arbeiten für und mit Menschen, die bereits viel wissen. Dieses Wissen wurde von Generation zu Genration weitergegeben. Oft merken wir, dass es schon einen Unterscheid macht, wenn die Menschen vor Ort besser miteinander vernetzt sind, sich austauschen und so eigene Lösungen weitergeben, die es teilweise bereits in ihrem Umfeld gab, aber einfach noch nicht verbreitet wurden. Die Offenheit der Menschen vor Ort, Dinge anzugehen und sich dann über neues Wissen und Erfolge auszutauschen, bewirkt viel.

4.

Wie sieht dein persönlicher Ausblick aus? Kann der Hunger in der Welt nachhaltig beendet werden, und wenn ja, wie kann das funktionieren?

Mit der aktuellen Entwicklung ist es schwierig hier einen optimistischen Ausblick zu geben. So lange sich die industrialisierten Länder im globalen Norden nicht komplett den Klimazielen verschreiben und Kriege sich weiter zuspitzen bzw. neue Konflikte entstehen, fehlen einfach die wichtigsten Grundlagen, die wir brauchen, um das Hungerproblem nachhaltig in den Griff zu bekommen: eine gesunde Umwelt und Stabilität.

Woran es nicht scheitern wird, sind die Menschen vor Ort. Sie sind diejenigen, die am meisten unter den Konsequenzen der heutigen Weltlage leiden und sie sind gleichzeitig diejenigen, die unermüdlich nach Lösungen suchen, um ihre Lage zu verändern. Ohne Frieden und Stabilität und mit dem fortschreitenden Klimawandel, stehen sie allerdings vor einer fast unlösbaren Herausforderung.

Mehr über das Thema Hunger und wie ADRA hilft, lesen Sie hier.

Zu den Nahrungsprojekten von ADRA Deutschland e.V.

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