Eine Familie in Mosambik führt Reparaturen an ihrem Boot durch.
Eine Familie in Mosambik führt Reparaturen an ihrem Boot durch.

Küsten in Mosambik besser schützen

Umweltschutz und nachhaltige Landwirtschaft

In der Provinz Nampula im Norden Mosambiks sind die Folgen des Klimawandels deut­lich zu spü­ren. Überfischung sowie extre­me Wetterereignisse stel­len eine Gefahr für die mari­ti­me Artenvielfalt und die Menschen dar. ADRA und die Hilfsorganisation RARE hel­fen den Fischerfamilien in zehn Gemeinden, die Fischbestände zu scho­nen sowie neue Anbau- und Fischfangmethoden anzu­wen­den. Gleichzeitig wer­den nach­hal­ti­ge Aktivitäten wie Fisch- und Hühnerzucht geför­dert. Mangroven, Korallenriffe und Seegräser wer­den außer­dem wie­der­her­ge­stellt und beson­ders geschützt. Das Projekt kommt 14.324 Menschen zugu­te.

Projektinfos

Katastrophenvorsorge,
Umwelt, Nahrung
Mosambik
2023 – 2027
PROJEKTZIELE

Die Situation vor Ort

Mit über 60 % der Bevölkerung, die in Küstenregionen leben, hat Mosambik eine ganz beson­de­re his­to­ri­sche Verbindung zum Meer und zur Küste. Die Fischerei hat Tradition und stellt – neben Land- und Forstwirtschaft – die Haupteinnahmequelle der hei­mi­schen Bevölkerung dar. Die 2.700 Kilometer lan­ge Küste Mosambiks beher­bergt eine rei­che bio­lo­gi­sche Vielfalt, dar­un­ter Mangrovenwälder, Korallenriffe und Seegraswiesen. Diese Ökosysteme die­nen nicht nur als Brutstätten, son­dern auch als Lebensraum für zahl­rei­che Fischarten, von denen die tra­di­tio­nel­le Fischerei lebt.

Doch der Klimawandel sowie schäd­li­che Praktiken in der Fischerei und Landwirtschaft bedro­hen sowohl Fischbestände als auch Ernteerträge. Mosambik gehört zu den am stärks­ten durch den Klimawandel gefähr­de­ten Ländern Afrikas. Immer wie­der­keh­ren­de Dürreperioden, Überschwemmungen und Wirbelstürme erschwe­ren die Lebensbedingungen vie­ler Familien. Im Jahr 2016 erleb­te das Land infol­ge des Klimaphänomens El Niño die schwers­te Dürre seit Jahrzehnten. Immer mehr Ernten fal­len aus und der Hunger ver­brei­tet sich. Mangrovenwälder und Korallenriffe, die die Küsten vor den Fluten des Indischen Ozeans schüt­zen sol­len, wur­den in den ver­gan­ge­nen Jahren abge­holzt bzw. gero­det. Die Küstenerosion und der damit ver­bun­de­ne Verlust von Nutzflächen machen Ackerland zu einem hoch­ge­prie­se­nen Gut. Die Folgen sind stei­gen­de Preise für Grundnahrungsmittel, Wasser und Strom. Außerdem ist Mosambik vom stei­gen­den Meeresspiegel beson­ders betrof­fen. Infolgedessen nimmt die Anzahl der Überschwemmungen zu, für Menschen und Tiere gehen Lebensräume ver­lo­ren. 

In der Region Nampula, in der das Projekt statt­fin­det, sind die meis­ten Menschen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die für den Eigenbedarf anbau­en oder vom Fischfang leben. Mit ihnen und unse­ren Partnern arbei­ten wir zusam­men, um die oben beschrie­be­nen Herausforderungen mittel- und lang­fris­tig zu bewäl­ti­gen. Durch effek­ti­ven Küstenschutz und neue Anbaumethoden ler­nen zehn Küstengemeinden, Gutes für die Natur und die Menschen zu tun. Mit einem ähn­li­chen Ansatz unter­stützt ADRA erfolg­reich wei­te­re Küstengemeinden in der Region Maputo: Hand in Hand mit der Natur in Mosambik

Gemeinsam positive Veränderungen herbeiführen

In Zusammenarbeit mit RARE hilft ADRA den Menschen im Projektgebiet, sich bes­ser vor Naturkatastrophen zu schüt­zen und eine Antwort auf die Überfischung zu fin­den. Sie haben sich in Arbeitsgruppen zusam­men­ge­schlos­sen, um gemein­sam die­se Ziele Schritt für Schritt zu errei­chen. Mit die­sen Gruppen hel­fen wir Frauen, sich an der Planung und Umsetzung des Projekts zu betei­li­gen. Durch Aufklärungskampagnen wei­sen wir auf die Rechte von Frauen hin und ermu­ti­gen sie ihre Rechte ein­zu­for­dern.

Lokale Organisationen der Zivilgesellschaft (Vereine und Gruppen auf Dorfebene) wer­den von der Planung bis zur Umsetzung des Projektes in alle Entscheidungen ein­be­zo­gen. Ihr Wissen ist wich­tig, um das Leben der Menschen lang­fris­tig zu ver­bes­sern.

Naturnaher Katastrophenschutz

Um die Folgen künf­ti­ger Katastrophen zu mil­dern, wer­den Meeresschutzzonen – mit dem Ziel Strände und die mari­ti­men Ökosysteme zu fes­ti­gen – errich­tet. 

Blick auf die Projektregion Nampula in Mosambik

Abbildung 1: Projektregion Nampula (in grün)

Mangroven und Seegräser wer­den gepflanzt oder reha­bi­li­tiert, wäh­rend Korallenriffen beson­de­re Aufmerksamkeit gewid­met wird. Sie schüt­zen nicht nur die Küsten vor Erosion und Sturmfluten, sie bie­ten auch ein Heim für vie­le ver­schie­de­ne Tier- und Pflanzenarten. Somit kann sich bei­spiels­wei­se die Fischpopulation erho­len und sta­bi­li­sie­ren. Wenn die Fischbestände stei­gen, kön­nen die Fischerinnen und Fischer län­ger­fris­tig von ihrer Arbeit bes­ser leben. Mangroven sind neben dem Regenwald das wich­tigs­te Ökosystem der Welt und bin­den CO2 wie kaum ein ande­res Gewächs. Korallenriffe wer­den oft als „Regenwald der Meere“ bezeich­net, weil sich vie­le Lebensarten dort zu Hause füh­len und ent­fal­ten. Die Schutzzonen sind von den regio­na­len und natio­na­len Behörden aner­kannt. Durch den Einsatz von Bojen sind sie erkennt­lich und klar abge­grenzt.

Mit den ört­li­chen Gemeinden wird außer­dem ein Frühwarnsystem errich­tet, um extre­me Wetterereignisse recht­zei­tig zu erken­nen und die Menschen über die anste­hen­de Gefahr zu infor­mie­ren. Notfallpläne wer­den für den Ernstfall ent­wi­ckelt. Durch Simulationsübungen ler­nen die Küstengemeinschaften bes­ser auf Naturkatastrophen zu reagie­ren und sich in Sicherheit zu brin­gen.

Kleinfischerei und kleinbäuerliche Landwirtschaft nachhaltig stärken

In zehn Küstengemeinden unter­stüt­zen wir 14.324 Menschen mit neu­en Anbau- und Fischfangmethoden. Die Gemeinden erhal­ten ver­bes­ser­tes Saatgut für den Anbau von Hirse, Maniok, Mais, Bohnen, Augenbohnen und Süßkartoffeln. Dieses Saatgut hält kur­zen Dürreperioden oder Überschwemmungen stand. Außerdem ler­nen sie, durch die Einführung von Mischkulturen aus Mais und Bohnen, wie sie land­wirt­schaft­li­che Flächen opti­mal nut­zen kön­nen. Der Verzicht auf Pestizide und che­mi­sche Düngemittel ver­hin­dert die Verschlechterung der Bodenqualität. Die Installation von solar­be­trie­be­nen Wasserpumpen sorgt für aus­rei­chen­des Wasser, um die Felder zu bewäs­sern.

In neu gegrün­de­ten Dorfläden kann ver­bes­ser­tes Saatgut aus loka­ler Produktion güns­tig ein­ge­kauft wer­den.

Die Fischerinnen und Fischer unter­stüt­zen wir mit neu­en Fanggeräten. Sie ler­nen vie­les über Handangeln, eine Fangmethode, die kei­ne Auswirkungen auf den Meeresboden hat, sowie kei­nen Beifang ver­ur­sacht. Damit die Fischbestände sich erho­len kön­nen, ist die Fischerei man­cher­orts ver­bo­ten. In den Gemeinden wird Personal zur Überwachung die­ser Schutzzonen aus­ge­bil­det. Um des­sen Arbeit zu erleich­tern, wer­den eben­falls Küstenwachtürme errich­tet. Dadurch soll ille­ga­les Fischen ver­hin­dert wer­den.

Des Weiteren hel­fen wir den Fischer- und Bauernfamilien, Absatzmärkte für ihre Waren zu fin­den und Kontakte zu loka­len und regio­na­len Händlern zu knüp­fen.

ADRA-Mitarbeiter schützen die Küste Mosambiks durch innovative Anbaumethoden.
Eine Landwirtin bewässert fruchtbares Ackerland in der Küstennähe von Mosambik, um die landwirtschaftlichen Erträge zu sichern.

Alternative Arbeitsmöglichkeiten zugunsten eines besseren Küstenschutzes

Gleichzeitig för­dern wir die Entwicklung von umwelt­freund­li­chen Hühner- und Fischfarmen, um den Druck auf die über­fisch­ten Bestände zusätz­lich zu redu­zie­ren. Diese alter­na­ti­ven Ernährungszweige schaf­fen neue Arbeitsplätze für die loka­le Bevölkerung. Im Rahmen einer Weiterbildung kön­nen sich Interessenten das nöti­ge Wissen aneig­nen und sich mittel- und lang­fris­tig ein eige­nes Einkommen sichern. Als Startkapital erhal­ten sie finan­zi­el­le Hilfe und die nöti­ge Ausrüstung für den Aufbau einer Hühner- oder Fischzuchtanlage. 

Außerdem unter­stüt­zen wir Imkerinnen und Imker finan­zi­ell und mate­ri­ell und bie­ten Kurse im Bereich der Bienenzucht an. Nach der Ausbildung kön­nen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die­se Tätigkeiten als Nebenbeschäftigung aus­üben und das Einkommen der Familie auf­bes­sern.

Unterernährung vorbeugen

Unterernährung ist eines der häu­figs­ten dia­gnos­ti­zier­ten Probleme bei Kindern unter fünf Jahren in der Projektregion. Dagegen hel­fen nähr­stoff­rei­che Mahlzeiten. In Demonstrationsveranstaltungen ler­nen jun­ge Mütter oder Schwangere neue Kochtechniken und Kochrezepte ken­nen. Das Ziel ist es, eine aus­ge­wo­ge­ne Ernährung mit lokal ver­füg­ba­ren Lebensmitteln her­zu­stel­len. Mit zuneh­men­den Ernten kön­nen die Eltern ihren Kindern nun aus­rei­chend Nahrung geben. Die Kleinen freu­en sich und neh­men wie­der an Kraft und Gewicht zu. Gleichzeitig beto­nen Aufklärungskampagnen in den Küstengemeinden, wie wich­tig bestimm­te Hygienemaßnahmen (z.B. regel­mä­ßi­ges Händewaschen, Entsorgung von tie­ri­schen und mensch­li­chen Abfällen usw.) sind, um Krankheiten vor­zu­beu­gen.

Ein Boot mit zwei Fischern treibt an der Küste Mosambiks, während die Männer ihre Netze für den nächsten Fang vorbereiten.
Ein Boot an der Küste Mosambiks

Jetzt für Mosambik spenden

Wir dan­ken dem Blue Action Fund für die finan­zi­el­le Unterstützung, die die Umsetzung des Projektvorhabens erst mög­lich macht. Der Blue Action Fund ist der größ­te öffent­li­che Fonds zum Schutz der Küsten und Weltmeere. Unter ande­rem wird die­ser Fonds mit Gelder aus dem Green Climate Fund (dt. Grüner Klimafonds) der Vereinten Nationen finan­ziert. Der Grüner Klimafonds för­dert Projekte, die dem Klima und den Menschen in kli­ma­ge­fähr­de­ten Ländern zugu­te­kom­men.

Über Mosambik

Mosambik ist einer der ärms­ten Länder die­ser Welt. Anfang der neun­zi­ger Jahre ende­te ein zwan­zig­jäh­ri­ger Bürgerkrieg, der Leid und Zerstörung hin­ter­ließ. Im Rahmen des Projektes hel­fen wir Küstengemeinden, ein neu­es Kapitel in ihrer Geschichte auf­zu­schla­gen und bie­ten Zukunftsperspektiven für Menschen und Natur an.

Förderung und Partner

Dieses Projekt wird unter­stützt vom Blue Action Fund.

Partner

ama (Amigos da terra) - Logo
rare - Logo
LIVANINGO - Logo
ADRA Deutschland e.V. primär Logo

Teilen auf:

Helfen Sie Menschen in Not durch eine Spende. Gezielt kön­nen Sie Projekte und Kampagnen unter­stüt­zen.

Sie suchen ein Geschenk für jeman­den? Wie wäre es mit einem Geschenk aus unse­rem ADRA-Spendenshop?

Weitere Projekte | ADRA Deutschland e.V.

Feldarbeiter und ADRA-Mitarbeiter gehen über ein Ackerfeld in Somalia, um landwirtschaftliche Projekte und Erntebedingungen zu begutachten.
Projekte

Frühzeitiges Handeln rettet Leben in Äthiopien und Somalia

In einer vom Klimawandel stark betrof­fe­nen Region hilft ADRA den Menschen in Äthiopien und Somalia, sich recht­zei­tig vor Naturkatastrophen, ins­be­son­de­re vor Überschwemmungen ent­lang des Shebelle-Flusses, zu schüt­zen. Das Projekt stärkt den loka­len Katastrophenschutz durch vor­aus­schau­en­de Hilfsmaßnahmen und den Ausbau von Frühwarnprotokollen. › mehr dazu

Zwei Mädchen sitzen nach dem Erdbeben 2025 vor zerstörten Häusern in Afghanistan.
Projekte

Nothilfe nach Erdbebenkatastrophe in Afghanistan

Ende August 2025 erschüt­ter­te ein star­kes Erdbeben der Stärke 6,0 die öst­li­chen Regionen Afghanistans. Am stärks­ten betrof­fen waren die Provinzen Nangarhar, Kunar, Laghman und Nuristan. Über 2.000 Menschen ver­lo­ren ihr Leben, Tausende wur­den ver­letzt oder obdach­los. Die Katastrophe traf eine Bevölkerung, die unter ande­rem auf­grund schlech­ter Ernten ohne­hin schon Schwierigkeiten hat­te, sich zu ernäh­ren. › mehr dazu

Projekte

Nahrungsmittelhilfe als Weg aus der Krise

Der Jemen erlebt 2025 eine Hungerkrise. Mehr als fünf Millionen Menschen sind von Hunger betrof­fen. Besonders schlimm ist es im Gebiet Al Wazi’yah, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht genug zu essen hat. Gründe dafür sind hohe Lebensmittelpreise, der andau­ern­de Konflikt im Land sowie die gerin­gen Löhne. Obwohl Lebensmittel lokal erhält­lich sind, kön­nen sich die­se immer weni­ger Familien leis­ten. › mehr dazu