Zwei Mütter, eine gesunde Bindung: Frauen sitzen auf Treppe und geben liebevoll ihren Kleinkindern Saft. Ein Bild von Fürsorglichkeit und Gesundheit in der Schwangerschaft.

Interview mit Dr. Tesfalem

„Frauen zu stärken ist ein wichtiger Schritt"

ADRA setzt sich mit ganzer Kraft für Kinder ein. Gerade die Kleinsten sollen einen guten Start ins Leben haben. Dieser beginnt bereits mit der Schwangerschaft der Mutter. Ihre gesunde Lebensweise trägt dazu bei, dass Kinder gut heranwachsen können. Mit Dr. Tesfalem, Arzt an der Kinderklinik in Mekele in Äthiopien, haben wir darüber gesprochen, wie Mütter und Kinder in der Klinik betreut werden und was Mütter selbst tun können, um zur Gesundheit ihrer Kinder beizutragen. 

Dr. Tesfalem, Kinderarzt in der Mekele Klinik in Äthiopien

    1. Cedric Vogel: Warum ist es für ein ungeborenes Kind so wichtig, dass die Mutter während der Schwangerschaft gesund ist? Welche Folgen können Kinder davontragen und welche sind nicht mehr reparabel?

    1. Dr.
      Tesfalem:
      Damit es dem ungeborenen Kind gut geht, muss es auch der schwangeren Mutter gut gehen. Dabei gibt es verschiedene Aspekte, die sich auf die Gesundheit des ungeborenen Kindes auswirken: Armut, niedriger Bildungsstatus, hohes Alter oder der geringe Zeitraum zwischen zwei Schwangerschaften können unter Umständen zu einem niedrigen Geburtsgewicht oder einer Wachstumsstörung des Kindes führen. Darüber hinaus ist die Ernährung der Mutter ein entscheidender Faktor. Nährstoffmangel kann ein niedriges Geburtsgewicht oder eine Frühgeburt zur Folge haben. Die ersten 1.000 Lebenstage, das heißt ab der Befruchtung der Eizelle bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres des Kinds, sind, was die Ernährung anbelangt, entscheidend, und können im schlechtesten Fall langanhaltende Auswirkungen haben. Auch Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck und Autoimmunkrankheiten sowie Drogen und Strahlenbelastung, HIV und Aids können sich negativ auf das ungeborene Kind auswirken

       Zu den irreversiblen und dauerhaften Erkrankungen gehören beispielsweise zerebrale Lähmungen, Entwicklungsverzögerungen und Geburtsfehler wie Neuralrohrdefekte. Die Folgen können so schwerwiegend sein, dass sie zum Absterben des Fötus oder zum frühen Tod des Neugeborenen führen.
       
    1. Cedric Vogel: Wie betreut ihr in der Mekele-Klinik schwangere Frauen in Vorbereitung auf die Geburt?

    1. Dr. Tesfalem: Generell gelten alle Schwangerschaften als potenziell risikobehaftet, da jederzeit Gefahren auftreten können. Es wird empfohlen, dass alle schwangeren Mütter mindestens viermal zur Schwangerenvorsorge in eine Gesundheitseinrichtung gehen und mehr Besuche machen, wenn Auffälligkeiten festgestellt oder vermutet werden. Bei jedem Besuch führen wir bestimmte Screening-Verfahren durch, um Gesundheitsprobleme zu erkennen, und bei Bedarf werden Nahrungsergänzungsmittel wie Eisen und Folsäure verabreicht. Außerdem werden die werdenden Mütter über die Schwangerschaft und die Vorbereitung auf die Entbindung von uns aufgeklärt und beraten.

    1. Cedric Vogel: Was können Frauen selbst tun, um zur Gesundheit ihrer Kinder beizutragen?

    1. Dr. Tesfalem: Es gibt viele Dinge, die Frauen tun können, um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder zu fördern. Die Hauptaufgabe unseres Gesundheitspersonals besteht darin, die Mütter zu befähigen, sich selbst aktiv um ihre persönliche und familiäre Gesundheit zu kümmern. Sie sollten auf ihre persönliche Hygiene achten, sanitäre Einrichtungen nutzen, sich ausgewogen ernähren, auf gute Stillpraktiken achten, ein ausgewogenes Verhältnis von Ruhe und Bewegung einhalten, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, einschließlich Impfungen und Wachstumsüberwachung, in Gesundheitseinrichtungen entbinden und vieles mehr. Gleichzeitig sind zum Beispiel Ehemänner ebenfalls dafür verantwortlich, die Mütter in jeder Hinsicht zu unterstützen. Doch das Wissen der Mütter steht in engem Zusammenhang mit dem Überleben der Kinder. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: „Einen Mann zu unterrichten heißt, eine Person zu unterrichten, aber Frauen zu unterrichten heißt, die ganze Familie zu unterrichten“. Daher ist die Stärkung der Frauen ein wichtiger Schritt für eine bessere Gesundheit der Familien.


    1. Cedric Vogel: Welche Art von Hilfe bietet die Mekele-Klinik Müttern und Kindern an?

    1. Dr Tesfalem: In der pädiatrische Spezialklinik der Siebenten-Tags-Adventisten in Mekele behandeln wir hauptsächlich Kinder, aber auch Erwachsene. Wir bieten sämtliche klinischen Dienste für Kinder an, sowohl präventiv als auch kurativ, diagnostisch und therapeutisch. Dazu gehören auch Aufklärung und Gesundheitsförderung. Die Mekele-Klinik ist eine der am stärksten ausgelasteten Kinderkliniken in der Region. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen dazu bei, vielen Müttern und ihren Kindern zu helfen. Unsere Klinik bietet auch kostenlose Untersuchungen für viele Menschen an, die sich die Kosten nicht leisten können. Das war vor allem während der schwierigen Zeit des zweijährigen Krieges in unserer Region der Fall und ist auch jetzt in der Nachkriegszeit noch so. 

    1. Cedric Vogel: Was trägt ADRA zu eurer Arbeit in der Mekele-Klink bei? 

    1. Dr. Tesfalem: Der Beitrag von ADRA ist beträchtlich. Wir konnten beispielsweise Notdienste für Binnenflüchtlinge einrichten, da uns von ADRA wichtige Medikamente und medizinisches Material zur Verfügung gestellt wurden. ADRA hat uns auch dabei geholfen, unser diagnostisches Angebot zu verbessern. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, in der Zukunft mit ADRA zusammenzuarbeiten, um den Menschen in unserer Region zu helfen. Dabei denke ich vor allem daran, unser medizinisches Angebot auf ein noch höheres Niveau anzuheben.

Kinderklinik in Mekele für eine gesunde Zukunft stärken

Die Mekele Seventh Day Adventist Clinic in Äthiopien, unterstützt von ADRA, erfährt eine dringend benötigte Modernisierung. Neue medizinische Ausstattung, Schulungen für das Personal und verbesserte Räumlichkeiten ermöglichen eine adäquate Versorgung von rund 12.000 Kindern. Durch Spenden sollen nun weitere Kapazitäten geschaffen werden, um auch nach dem Konflikt in der Region Tigray eine umfassende medizinische Betreuung für Mütter und Kinder sicherzustellen.

Dr. Tesfalem im weißen Kittel hört liebevoll drei kleine Mädchen mit einem Stethoskop ab. Ein Bild von fürsorglicher medizinischer Betreuung für die Gesundheit der Kleinsten in der Mekele Klinik
Dr. Tesfalem in der Mekele Klinik: Expertise und Mitgefühl vereint. Der Arzt bespricht einfühlsam mit einem Patienten, der sein Kind auf dem Schoß hat, wie eine gesunde Schwangerschaft und Kindergesundheit gewährleistet werden können.
Ein Kleinkind sitzt auf dem Schoß der Mutter vor einer Regenbogenwand, während ein Arzt im weißen Kittel, das Kind mit einem Stethoskop untersucht

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