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Zuflucht und Chance auf ein besseres Leben
Menschenhandel in Thailand noch immer ein großes Problem
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Zuflucht und Chance auf ein besseres Leben
Menschenhandel in Thailand noch immer ein großes Problem
Projektinfos
Thailand
Sep 2021 - Dez 2023
- Zufluchtsort für stark gefährdete Mädchen bieten (Menschenhandel)
- Aufklärungsarbeit zum Thema Ausbeutung und Menschenhandel leisten
- Chance auf bessere Lebensperspektive durch Bildungsangebote
- Projektnummer: 7690029
Leben in dörflichen Regionen Thailands: Geprägt von Armut und Hunger
Weltweit werden jährlich rund 50.000 Fälle von Menschenhandel in 148 Staaten erfasst. Besonders in Süd- und Südostasien sind Menschenrechtsverletzungen dieser Art noch immer weit verbreitet.
Nicht überall in Thailand ist das Risiko, Opfer von Menschenhandel zu werden, gleich hoch. Gefährdet sind vor allem junge Frauen und Mädchen, die in abgelegenen Bergdörfern leben und ethnischen Minderheiten angehören. Die ländlichen Regionen liegen in Bezug auf die Entwicklung oft weit hinter den städtischen Gebieten zurück. Viele Menschen leben dort unterhalb der Armutsgrenze. Der durchschnittliche Lohn in Thailand beträgt umgerechnet etwa 381 US Dollar im Monat. Nach Angaben des Amtes für Agrarökonomie liegt das Monatseinkommen von Bäuerinnen und Bauern gerade einmal bei 50 US Dollar.
Die Lebenssituation der Dorfbevölkerung ist also nicht einfach. Daher helfen die Kinder schon früh im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern mit und verzichten auf den Schulbesuch, um die Familie zu unterstützen. Viele der gefährdeten Mädchen besitzen außerdem nicht die thailändische Staatsangehörigkeit, was neben mangelnder Bildung die Aussicht auf eine Arbeitsstelle erschwert. Da viele der Familien ausschließlich von der Landwirtschaft leben und Mädchen weniger schwere körperliche Arbeit verrichten können, herrscht die Meinung, dass Mädchen weniger wert seien.
All diese Umstände machen es Menschenhändlern leicht, neue Opfer zu gewinnen. Mit der angeblichen Aussicht auf eine Erwerbstätigkeit wenden sich sogenannte Mittelsmänner gezielt an Menschen aus ärmlichen Verhältnissen. Ihnen werden Jobs in der nächstgelegenen größeren Stadt versprochen, mit denen sie sich und ihre Familien versorgen können. In ihrer Verzweiflung unterzeichnen Eltern gefälschte Verträge und begeben sich und ihre Kinder in ein Abhängigkeitsverhältnis. Auch der Verkauf der eigenen Kinder an ältere, wohlhabende Männer gehört leider noch immer zur kulturell verankerten Praxis unter der Dorfbevölkerung, um die Familie aus ihrer misslichen finanziellen Lage zu befreien. Kinder, überwiegend Mädchen, landen so in Zwangsarbeit und anderen Formen der Leibeigenschaft – meist in der Sexindustrie. Auch Drohungen, Erpressung und körperliche Gewalt (bride kidnapping) sind immer wieder Teil dieser Praktiken. Eines ist immer gleich: Die Betroffenen – oft sehr junge Mädchen – werden in ihrer misslichen Lage ausgenutzt und ausgebeutet. Das Leben dieser Kinder ist geprägt durch Leid und Verzweiflung.
Zusammengefasst zählen folgende Punkte zu den Faktoren, die die Dorfbevölkerung in die Spirale der Abhängigkeit treiben:
- Staatenlosigkeit
- Armut
- schlechte Gesundheit
- mangelnde Bildung
Ein sicheres Zuhause bieten
Das Keep Girls Safe-Projekt von ADRA möchte verhindern, dass stark gefährdete junge Mädchen ausgebeutet und schlichtweg zur Ware werden. Um sie schnell und unbürokratisch zu schützen, hat ADRA eine Unterkunft geschaffen, die schutzbedürftigen Mädchen und jungen Frauen eine Zuflucht bietet. Das Mädchenheim befindet sich im Mae Lao Distrikt, in der Provinz Chiang Rai. In dieser Provinz leben rund 63.000 Kinder unter 18 Jahren, die einer ethnischen Minderheit angehören.
Die Mitarbeiter des Keep Girls Safe-Projekts arbeiten eng mit den Erziehungsberechtigten der Kinder zusammen. Im Keep Girls Safe-Haus können die Heranwachsenden eine Schule besuchen, erhalten psychologische Betreuung und haben mit einem Schulabschluss Chancen auf eine Ausbildung und Arbeitsstelle.
Aufklärungsarbeit fördert ein Umdenken in der Gesellschaft
Um gefährdende Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen, ist Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung besonders wichtig. Im Bezirk Chiang Saen führen wir in acht Dorfgemeinschaften Kampagnen durch, damit die Bewohner des Projektgebiets in Zukunft weniger anfällig für die Versprechungen und Absichten von Menschenhändlern sind. ADRA informiert Familien und Kinder über die Bedeutung des Besuchs einer Schule, die Wichtigkeit der Kinderrechte und die Risiken von Menschenhandel und Kinderausbeutung. Sie erhalten Mittel und Wege an die Hand, wie sie sich zukünftig besser vor missbräuchlichen Situationen schützen können.
Bildung stärkt Selbstvertrauen
Leider kommt es nach wie vor in den dörflichen Regionen Thailands allzu oft vor, dass Kinder nur kurz oder gar nicht die Schule besuchen. Da die Eltern oft arm sind, müssen sie bei der landwirtschaftlichen Arbeit mithelfen. Auch Drogenmissbrauch oder frühe Schwangerschaften zwingen viele junge Mädchen dazu, den Schulbesuch vorzeitig zu beenden. Durch Schulkampagnen stärkt ADRA das Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen und schärft deren Bewusstsein für gefährliche Situationen. ADRA bietet außerdem an neun Schulen ein Stipendium an, um den Schülerinnen und Schülern den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen. Ohne das Stipendium hätten sie die Schule verlassen müssen und ihr Risiko, in ein missbräuchliches Abhängigkeitsverhältnis zu geraten, wäre stark gestiegen.
Staatenlosigkeit
Viele Mädchen, die besonders gefährdet für menschenrechtsverletzende Handlungen sind, haben keinerlei Papiere. ADRA unterstützt sie dabei, den rechtlichen Status zu sichern und endlich eine thailändische Staatsangehörigkeit zu erhalten.
Jetzt für Thailand spenden
28 Euro
für 1 Jahr Hilfe und Krankenversicherung für ein Mädchen
500 Euro
für einen einjährigen Schulbesuch für ein Mädchen
950 Euro
versorgen 30 Mädchen mit Unterkunft, Nahrung und Wasser für einen Monat
Auf lange Sicht profitiert der ganze Distrikt
ADRA leistet Aufklärungsarbeit an neun Schulen für insgesamt 2.079 Schülerinnen und Schüler, verdeutlicht ihnen die Gefahren des Menschenhandels und informiert sie über Kinder- und Menschenrechte. 31 Mädchen erhalten aktiven Schutz im Keep Girls Safe-Center.
Pin nimmt am Keep Girls Safe-Projekt teil
Mein Name ist Pin. Ich bin selbst die Fünfte von insgesamt sieben Geschwistern. Leider starb mein Vater sehr früh und meine Mutter musste alleine für uns sieben Kinder sorgen. Sie arbeitete sehr hart auf ihrer kleinen Farm, damit wir Kinder die Chance haben, eine Schule zu besuchen.
Es war eine sehr harte Zeit für meine Familie. Zwei meiner größeren Schwestern mussten heiraten, als sie gerade 18 und 19 Jahre alt waren, da meine Mutter nicht mehr in der Lage war, uns alle sieben zu versorgen.
Kurz vor dem Abschluss der 12. Klasse sollte dann auch meine dritte größere Schwester verheiratet werden. Sie wollte unbedingt zunächst ihre Schule abschließen, doch leider kam es nicht dazu. Sie wurde entführt, um auch gegen ihren Willen – und den Willen meiner Mutter – die Braut eines deutlich älteren Mannes zu werden.
Was die Kultur meines Stammes betrifft, so wird dieses „bride kidnapping“ (Brautentführung) seit langer Zeit praktiziert. Mittlerweile kommt es glücklicherweise nur noch selten und vor allem in abgelegenen Gegenden vor, aber verschwunden ist es leider noch nicht. Die meisten dieser jungen Mädchen werden nie eine Ausbildung abschließen können und wissen nicht einmal, was ihre Rechte sind.
Die Entführung meiner Schwester hat meine Mutter aufgerüttelt und sie erkannte, dass unser Zuhause kein sicherer Ort mehr für uns Töchter ist. Sie bat um Hilfe und suchte Schutz für uns. Meine Schwester und ich kamen in ein Mädchenheim in der Provinz Phayao. Nach einem Jahr musste die Unterkunft leider geschlossen werden und meine Mutter suchte eine andere Bleibe für uns, bis ich die 6. Klasse abschließen konnte.
Im Laufe der Zeit heiratete meine Mutter wieder und wir zogen alle in das Haus ihres neuen Mannes. Dort konnte ich endlich wieder die Schule besuchen, aber leider nicht regelmäßig. Ich musste mich um meinen kleinen Bruder kümmern, während Mama auf einem Bauernhof arbeitete, um die Familie zu ernähren. Ihr neuer Mann wurde zwischenzeitlich verhaftet. Mit der Zeit konnte ich immer seltener zur Schule gehen. Ich erzählte einem Pastor von unserer Situation und er wandte sich an ADRA. Die Mitarbeiter halfen mir und konnten mich im Keep Girls Safe-Projekt unterbringen.
Ich bekomme hier nicht nur einen Ort zum Schlafen und etwas zu essen. Ich lerne jeden Tag so viel über das Leben, meine Rechte und Möglichkeiten und die Perspektiven, die ich mit einer fertigen Ausbildung haben kann. Das Leben im Keep Girls Safe-Haus lässt mich mein Potenzial erkennen. Da ich mittlerweile meine High School abgeschlossen habe, möchte ich nun meine Hochschulbildung in der Fakultät für Krankenpflege an der Asia Pacific International University fortsetzen. Krankenschwester zu sein ist mein Traumberuf. Ich kann anderen Menschen helfen und mich um meine Familienmitglieder kümmern, wenn sie krank werden. Außerdem kann ich Menschen, die es brauchen, Gesundheitsberatung anbieten. Ich kenne das Glücksgefühl, das helfende Hände auslösen, wenn man leidet und Hilfe braucht. Genau wie ich, als ich jünger war und Hilfe von ADRA bekam.
Über Thailand
Partner und Förderung
Dieses Projekt wird unterstützt von dem ADRA-Netzwerk.
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- Letzte Aktualisierung:
- Autorin: Mirjam Greilich
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