Engagierte Frauen im Klassenraum: ADRA setzt sich im Libanon für die Gesundheit und Würde von Frauen ein.
Engagierte Frauen im Klassenraum: ADRA setzt sich im Libanon für die Gesundheit und Würde von Frauen ein.

ADRA setzt sich für die Würde und Gesundheit von Frauen ein

Der Libanon erlebt seit 2019 die schwerste Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Viele Familien haben kein Geld mehr, um wichtige Güter wie Hygieneartikel zu kaufen. Die Preise für diese Produkte haben sich mancherorts vervierfacht. Unter dieser Situation leiden besonders Frauen und Mädchen. Sie verzichten auf den Kauf von Produkten, die für die Menstruation unerlässlich sind. In diesem Projekt erhalten 180 Frauen u. a. Damenbinden, Unterwäsche und Seife. Im Rahmen von Sensibilisierungskampagnen werden Frauen und Mädchen über den Umgang mit ihrer Periode aufgeklärt. Zudem erhalten die Frauen kurzfristige finanzielle Zuschüsse und Beratung in Unternehmensführung.

Projektinfos

Bildung, Gesundheit

Libanon

2023-2025

PROJEKTZIELE

Der Libanon steckt in einer tiefen Krise

Der Libanon erlebt die schwerste Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Einem Bericht von UNICEF zufolge, lebt 84 Prozent der Bevölkerung (ca. 4,5 Millionen Menschen) in Armut. So sind 70 Prozent der Familien gezwungen Kredite aufzunehmen, um Lebensmittel kaufen zu können. Seit 2019 hat der libanesische Pfund (LBP) mehr als 90 % seines Wertes gegenüber dem US Dollar verloren. Die Inflationsraten sind in die Höhe geschossen und betreffen vor allem die Mittelschicht, arme Familien und Geflüchtete. Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, eine Arbeitsstelle zu finden. Die zunehmend verzweifelte finanzielle Lage führt dazu, dass die Betroffenen auf lebensnotwendige Güter wie Nahrungsmittel, Hygieneartikel sowie Dienstleistungen wie Schul- und Arztbesuche verzichten. Unter dieser Situation leiden besonders Mütter, Frauen und Mädchen, denn im Libanon müssen sie aufgrund der steigenden Kosten auf den Kauf von Menstruationsprodukten verzichten und verwenden weniger Hygieneartikel. Wenn sie während der Periode nicht die Möglichkeit haben ihre hygienischen und sanitären Bedürfnisse zu decken, können Infektionen entstehen. Betroffene Frauen und Mädchen können zudem während ihrem Zyklus nicht oder nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Sie verpassen beispielsweise wichtige Unterrichtstunden in der Schule oder können ihrer Arbeit nicht nachgehen. ADRA möchte diese Entwicklung nicht hinnehmen und setzt sich in diesem Projekt für Frauen und Mädchen aus armen Familien ein.

 

Wie hilft ADRA Frauen und Mädchen in Not?

Kurz- und mittelfristige Maßnahmen sollen Frauen helfen, einen Ausweg aus der derzeitigen Krise zu finden. Im Bezirk Baalbek im Norden des Landes verteilt ADRA Hilfspakete mit Hygieneartikeln und Menstruationsprodukten an 180 Frauen und Mädchen. Ein Hilfspaket enthält neben Einweg-Damenbinden, Unterwäsche, Handtücher, Seife, Shampoo, Waschpulver, Wasch- und Bleichmittel zudem wiederverwendbare Damenbinden aus recyclebarem Material, um örtliche Müllproduktion zu minimieren und die Umwelt zu schonen. Im Laufe des Projektes erhält jede Person zwei Hilfspakete, um ihre Grundbedürfnisse zehn Monate lang decken zu können. Durch die Verteilung der Hygieneartikel sollen die Würde und öffentliche Teilhabe von Frauen, Müttern und Mädchen, die sich in schwierigen Umständen befinden, gestärkt werden. Die Hilfe wird gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der begünstigten Gemeinden umgesetzt.

Gleichzeitig werden Sensibilisierungssitzungen über Menstruationsgesundheit und Hygienepraktiken mit Frauen und Mädchen abgehalten. Die Hygieneprodukte, die sie erhalten, werden ihnen vorgestellt  sowie über die Vorteile von wiederverwendbaren Binden gesprochen. Außerdem tauschen sich die Teilnehmerinnen in den Sitzungen über Probleme im Alltag aus und entwickeln gemeinsame Lösungsansätze, um als gleichberechtige Partnerinnen in der Gesellschaft wahrgenommen und respektiert zu werden.

Aufklärungsschulung im Libanon: Eine sprechende Frau schaut in die Gruppe und hält ein Desinfektionsmittel hoch
Vier junge Frauen schauen durch einen Ring mit Luftballons in die Kamera
Teilnehmende während einer aufklärenden Schulung im Libanon. Auf dem Tisch stehen Desinfektionsmittelflaschen, unterstreicht die Wichtigkeit von Hygiene und Schutzmaßnahmen

Damit Frauen wieder ihren Lebensunterhalt bestreiten können, lernen sie in Weiterbildungskursen neue Fähigkeiten, die sie auf dem Arbeitsmarkt unter Beweis stellen können. Sie werden zudem ermutigt, ein kleines Geschäft zu eröffnen, um eigenes Geld zu verdienen. Dafür erhalten sie eine finanzielle Starthilfe sowie Beratung in Unternehmensführung.  

Die Hilfe kommt Frauen und Mädchen zugute, die von anderen Hilfsorganisationen keine Unterstützung erhalten haben. Unsere Arbeit ist Frauen und Mädchen aus armen Familien aus dem Libanon sowie Geflüchteten aus Syrien und Palästina gewidmet.  

Jetzt für den Libanon spenden

60 Euro

Schon für 60 Euro erhält eine weibliche Person ein Hilfspaket mit Hygieneartikeln, Damenbinden und Unterwäsche für fünf Monate

100 Euro

Mit 100 Euro werden zwei Aufklärungsschulungen zu den Themen Menstruationsgesundheit und Gleichberechtigung für Frauen durchgeführt

Unterstützung für Frauen im Libanon

Wir danken unseren Spenderinnen und Spendern sowie dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft für die finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung des Projektvorhabens.

Die Geschichte von Abeer

Abeer ist ein 16-jähriges Mädchen in der 9. Klasse in Baalbek im Libanon. Sie ist ein echtes Vorbild für Stärke und Willen, obwohl sie mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Inmitten einer schwierigen Familiensituation, einschließlich einer angespannten Beziehung zu ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, macht Abeer unbeirrt mit ihrer Ausbildung weiter. Sie hat sowohl verbale als auch körperliche Verletzungen erlitten und beweist dennoch bemerkenswerten Mut. Sie nimmt an allen Unterrichtsstunden teil, um mehr über Frauenrechte, Menstruationshygiene und die Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu erfahren.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Familie durch den Gesundheitszustand des Vaters in eine finanzielle Krise geraten ist. Aufgrund eines Bandscheibenleidens kann er nur eingeschränkt arbeiten und Geld verdienen. Trotz all dieser Schwierigkeiten bleibt Abeer nicht nur in der Schule am Ball. Sie ist außerdem eine psychische und emotionale Stütze für ihre Geschwister. Trotz all dieser Belastungen und Widrigkeiten beeindruckt Abeer durch ihre unerschütterliche Begeisterung fürs Lernen und konzentriert sich auf ihren Unterricht an der staatlichen Schule in Baalbek.

Ein wichtiger Lichtblick dabei ist das Unterstützungsprogramm von ADRA, das Abeer sowohl in pädagogischer als auch in psychischer Hinsicht als Rettungsanker dient. Sie berichtet, dass sie durch das Programm viel über den Menstruationszyklus gelernt hat, da sie während ihrer Periode mit hormonellen Problemen zu kämpfen hatte.

Abeer dankte dem Team von ADRA, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr geholfen haben, ihr Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Sie möchte im ADRA-Zentrum Baalbek die Klassen der Sekundarstufe besuchen und ihre Ausbildung fortsetzen.

Auch Abeers Mutter, die auf der Suche nach einer Arbeit ist, um ihre Familie mit dem Nötigsten zu versorgen, nimmt an den Sitzungen des Projekts teil. Sie ist dankbar, dass ihr diese Treffen die Möglichkeit geben, als Frau einen aktiven Beitrag in ihrer Gesellschaft zu leisten. Sie ermutigt andere Frauen, an dem Projekt teilzunehmen. Abeers Mutter nimmt an Kursen in Kosmetik und Teppichweben teil, um sich so eine berufliche Perspektive zu schaffen.

Über den Libanon

Der Libanon war für seine politische und wirtschaftliche Stabilität einst als „Schweiz des Orients“ bekannt. Seit dem libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) hat sich das Leben der Menschen im Land verschlechtert. Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich vergrößert und das politische System ist durch Korruption und ungleiche Machtverhältnisse gelähmt. Seit 2019 erlebt das Land die schlimmste Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Über drei Viertel der Bevölkerung lebt in Armut und kann sich keine regelmäßige Mahlzeit leisten. Die Menschen brauchen unsere Unterstützung.

Partner und Förderung

Dieses Projekt wird unterstützt von Aktion Deutschland Hilft.

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