Es ist ein sonniger Tag im westfälischen Kirchhundem. Im ehemaligen Hotel „Carpe Diem“ richten die Bewohnerinnen und Bewohner der ADRA-Geflüchtetenunterkunft im September einen Tag der offenen Tür aus. Die angrenzenden Nachbardörfer sowie Vertreter der Politik kommen zu Besuch und tauschen sich mit den Ukrainerinnen und Ukrainern aus.
Der Tag beginnt mit einem überkonfessionellen Gebet. Bewohner und Gäste aus den Nachbardörfern hören die Bergpredigt und beten für Frieden in der Ukraine. Anschließend nehmen uns die Bewohnerinnen mit auf eine kulturelle Reise durch die Ukraine. Mit Gesang und Tanz zeigen sie, was in ihnen steckt. Sämtliche Aufführungen sind selbst choreografiert und tief emotional. Einige Zuschauer haben Tränen in den Augen.
Die gesamte Woche über kocht das Küchenteam ukrainische Spezialitäten. Auch das gehört zum kulturellen Programm, es gibt Mittagessen und Kuchen aus der Heimat.
Die Bewohnerinnen und Bewohner haben die Einrichtung liebevoll hergerichtet. Und sie zeigen eine beeindruckende Offenheit, indem sie ihre Geschichten erzählen. Vier Frauen aus Mykolajiw, Cherson und Nikolaev berichten, wie sie den Kriegsausbruch erlebten und wie sie nach Kirchhundem geflohen sind. Diese Offenheit ist ein Zeichen der Dankbarkeit. Vielleicht auch ein Stück Traumabewältigung.
Nach dem Essen kommen die Gäste und Bewohner ins Gespräch. Dazu spielt der Kölner Musiker Lars Fiero Rock- und Popmusik. Einige Bewohner tanzen. Auch die Kinder haben einen schönen Tag. Nach der Aufführung am Vormittag springen sie Trampolin oder auf der Hüpfburg. Sie grillen Stockbrot oder suchen „Edelsteine“.
Neben den Bewohnerinnen und Bewohnern gilt unser Dank dem ADRA-Team Kirchhundem. Das Kern-Team besteht aus 5 Vollzeit-Mitarbeitern: Heimleitung, Sozialarbeit und Hausmanagement. Sie kümmern sich unablässig um die Belange und Probleme der Bewohner. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass sich Bewohner und Anwohner näherkommen.
Es leben knapp 120 Ukrainerinnen und Ukrainer in Kirchhundem. Der jüngste Bewohner ist 3 Jahre alt, die älteste Bewohnerin ist mit 85 Jahren aus dem Kriegsgebiet zu uns geflohen. Es gibt eine kleine Gruppe von Einzelpersonen, ansonsten leben 20 Familien in der Unterkunft. Meist bestehen die Familien aus alleinerziehenden Müttern mit einem bis vier Kinder.