Ein typisches Feuerwehrfahrzeug zeichnet sich dadurch aus, dass es mit einem speziellen Aufbau und einer fest verlasteten Ausrüstung für einen ganz bestimmten Einsatzzweck maßgeschneidert ist. Ein offensichtliches Beispiel ist ein Drehleiterfahrzeug. Bei einem Tanklöschfahrzeug ist ein großer Wassertank fest eingebaut und in Regalsystemen darum herum ist die nötige Löschausrüstung mit Schläuchen, Strahlrohren, weiteren Geräten und Werkzeugen verladen. Spezialfahrzeuge also, die für einen ganz bestimmten Zweck optimiert sind, damit im Einsatzfall schnellstmöglich und effizient Hilfe geleistet werden kann.
„Das Hochwasser hat uns gezeigt, dass wir kein Fahrzeug mit großer Ladefläche und hoher Nutzlast haben, das wir frei und flexibel beladen können. Zum Beispiel, um schnell mehrere Paletten Sandsäcke an eine Einsatzstelle zu bringen“, beschreibt Andreas Trog, stellvertretender Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Sinzig, das Problem. Die Wehr verfügt über verschiedene Spezialfahrzeuge wie Tanklöschfahrzeuge, Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuge oder im Ortsteil Franken sogar über ein Fahrzeug zur Waldbrandbekämpfung. Was aber fehlte, war die „logistische Komponente“. Das Hochwasser und schon kleinere Unwetter haben gezeigt, dass diese unverzichtbar ist, wie Andreas Trog erläutert: „Wir haben zwar ein Mehrzweckfahrzeug mit einer Ladefläche. Das hat aber zum einen bei weitem nicht genug Zuladung, zum anderen ist es fest mit Feuerwehrtechnik beladen. Wir müssten das Fahrzeug also erst entladen, was Zeit kostet. Wenn wir dann aber genau diese Ausrüstung dringend brauchen, verlieren wir noch mehr Zeit“. Es bestand also Bedarf an einem Fahrzeug, das mehr Gewicht tragen kann, eine große Ladefläche bietet und vor allem „unbeladen“ und damit sofort für jeden Transport einsetzbar ist.
ADRA Deutschland e.V. fördert Beschaffung eines Wechselladers
Hier kam ADRA Deutschland e.V. ins Spiel, denn im Rahmen der Hochwasserhilfe nach der Flut im Ahrtal schließt die finanzielle Hilfe auch die Ertüchtigung von Rettungsdiensten und Einsatzkräften in der betroffenen Region ein. Die Freiwillige Feuerwehr plante die Beschaffung eines sogenannten „Wechselladers“. Dabei handelt es sich um einen Lastwagen, der über eine Art hydraulische Hebevorrichtung verschiedene Container, Pritschen und Mulden aufnehmen kann. Der Austausch dieser so genannten Abrollbehälter dauert nur ein bis zwei Minuten, was das Fahrzeug sehr flexibel und schnell macht.
Aus Spendenmitteln konnte ADRA Deutschland e.V. hier 110.000 Euro zur Verfügung stellen. Damit beschaffte die Feuerwehr einen gebrauchten Wechsellader von Scania mit 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Für dieses Fahrzeug, Baujahr 2015, ließ die Wehr dann einen Abrollbehälter „AB Logistik“ bauen, der bei Großeinsätzen wie Hochwasser, Unwetter und anderen Katastrophenlagen wie Waldbränden zum Einsatz kommt. Der Container hat eine Nutzlast von 13 Tonnen und Platz für 17 Paletten. Das Dach ist als Schiebeplane ausgeführt und kann zum Be- und Entladen mit einem Kran geöffnet werden. Die Seitenwände sind klappbar, so dass der Container mit einem Gabelstapler bedient werden kann. Eine hydraulische Hebebühne an der Rückseite, Ladebordwand genannt, ermöglicht das Be- und Entladen von Gütern bis zu zwei Tonnen.
Kaum eingeweiht schon zwei Mal im Einsatz
Am 5. Mai 2024, dem „Florianstag“ der Freiwilligen Feuerwehr Sinzig, wurde „Florian Sinzig 01/65-01“, so der Funkrufname des neuen Fahrzeugs, offiziell eingeweiht. Doch schon drei Tage zuvor rückte die Feuerwehr damit zum ersten Hochwassereinsatz aus. „Auch am 18. Mai hatten wir erneut einen Einsatz bei einer Flächenlage Hochwasser“, erklärt Andreas Trog und ergänzt: „Wir sind derzeit dabei, die Feuerwehrkameraden auf das Fahrzeug einzuweisen, sodass wir bald rund 20 darauf ausgebildete Wehrleute haben.“
Die Feuerwehr will einen weiteren, einfacheren Abrollbehälter anschaffen, auf dem dauerhaft Sandsäcke geladen sind und der am Bauhof stationiert wird. So kann im Hochwasserfall innerhalb kürzester Zeit eine erste Ladung Sandsäcke in den Einsatz gebracht werden, während der „AB Logistik“ für andere Zwecke frei ist oder parallel mit der nächsten Ladung Sandsäcke beladen werden kann.
Wenn auch Sie den Menschen in den vom Hochwasser heimgesuchten Regionen helfen möchten, freut sich ADRA Deutschland e.V. über Ihre Spenden unter dem Stichwort „Katastrophenhilfe“. Bitte nutzen Sie dafür das Spendenkonto IBAN DE36 3702 0500 0007 7040 00 oder spenden Sie online unter adra.de/spenden.