Warum unterstützt ADRA die Seenotrettung im Mittelmeer?
ADRA hat mit seinem weltweiten Netzwerk einen humanitären Auftrag. D.h., wenn Menschen in Not sind, hilft ADRA – ohne Ansehen der Person, der Religion oder Weltanschauung, der ethnischen Herkunft, Alter oder Geschlecht. Leben ist ein Menschenrecht. Hilfsorganisationen wie ADRA arbeiten nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie nach den Verhaltensgrundsätzen für Nichtregierungsorganisationen bei Katastrophen (ICRC-Verhaltenskodex). Die zivilen Rettungsschiffe handeln entsprechend der UN-Seerechtskonventionen. Demnach soll jeder Schiffbrüchige gerettet und in den nächsten sicheren Hafen gebracht werden.
Wie sieht die Unterstützung der Seenotrettung von ADRA aus?
ADRA Deutschland e.V. unterstützt aktuell in einem Konsortium
von Hilfsorganisationen aus dem Katastrophenbündnis Aktion Deutschland hilft
die Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANNEE finanziell. Die
unterstützenden NGOs sind Aktion Deutschland Hilft, die Arbeiterwohlfahrt
(AWO), Islamic Relief, die Kinderhilfswerk-Stiftung Global Care und die
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Die Crew von SOS
MEDITERRANEE arbeitet an Bord mit einem Team von Ärzte ohne Grenzen, die die
Geretteten medizinisch versorgen.
Humanitäre Hilfe ist religionsübergreifend. ADRA als
christlich geprägte NGO arbeitet hier in der Seenotrettung mit einer jüdischen
und islamischen Organisation Hand in Hand für Menschen in Not.
Warum flüchten denn immer wieder Menschen über das Mittelmeer nach Europa und werden sie durch die Seenotrettung nicht zur Flucht bestärkt?
Das Mittelmeer gilt als die tödlichste Fluchtroute der Welt,
im Jahr 2016 ertranken über 5.000 Menschen, im Jahr 2018 waren es rund 2.300
Personen. Niemand verlässt freiwillig seine Heimat. Menschen, die sich dazu
entschließen, tun dies, weil sie Verfolgung, Gewalt, Krieg, Hunger oder Armut
erfahren oder andere humanitäre Krisen erleben. Auf gefährliche Wege begibt
sich kein Mensch ohne Grund und ohne Hoffnung auf eine bessere Perspektive.
Dazu kommt, es gibt für die Behauptung keinerlei Nachweis. In der Zeit, in der
weder private noch staatliche Rettungsboote unterwegs waren, wagten trotzdem
Menschen die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer.
Fördert die Seenotrettung nicht Geschäfte der Schleppernetzwerke?
Rettungsschiffe retten Menschenleben vor dem Ertrinken. Das
ist ihr humanitärer Auftrag. Sie verhindern, dass Menschen, die in Seenot
geraten, sterben. Wenn keine Hilfe vor Ort wäre, würde es noch mehr Tote geben.
Das bedeutet, dass die Gegenwart von Rettungsschiffen nicht die
Flüchtlingszahlen steigert, jedoch die Zahl der Menschen, die auf der Flucht
sterben, verringern.
Warum bringen die Seenotretter die Geretteten nicht nach Tunesien?
Tunesien ist kein sicherer Hafen, und auch kein sicheres Herkunftsland. Amnesty International sagt dazu: In den Maghreb-Staaten werden Menschen nach wie vor aufgrund ihrer Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Einstellungen diskriminiert und verfolgt. Amnesty dokumentierte in Algerien, Marokko und Tunesien auch im vergangenen Jahr Fälle von Verfolgung, Folter und Misshandlung.
Handelt es sich bei den Flüchtlingen nicht um Wirtschaftsflüchtlinge ohne Bleibeperspektive statt politisch Verfolgten?
Unser Humanitärer Auftrag gilt den Menschen in Not. ADRA Deutschland e. V. leistet weltweit
Unterstützung für alle Menschen – unabhängig von der ethnischen Herkunft, des
Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters
und der sexuellen Identität. Die Entscheidung über einen Status von
Geflüchteten treffen Rechtsstaaten, nicht Hilfsorganisationen.